"Das Militär integriert das Bedingungsverhältnis von Herrschaft, Macht und Gewaltsamkeit wie kaum eine andere politische Institution. Es prägt sowohl Soldaten als auch Zivilisten und erzeugt den 'homo militaris'." (Autorenreferat)
Der Verfasser betrachtet zunächst Republikanismus und Liberalismus hinsichtlich ihrer Kompatibilität mit dem Militärwesen. Er gibt im Folgenden einen theoretisch und historisch gegliederten Überblick über Ansätze zu den zivil-militärischen Beziehungen. Die frühe Militärsoziologie konzentrierte sich vor allem auf die Kompatibilität bzw. Inkompatibilität von Militär und Zivilgesellschaft. Die neuere Militärsoziologie befasst sich insbesondere mit dem Verhältnis von Militär und demokratischer Gesellschaft. Der exklusive Ansatz demokratischer zivil-militärischer Beziehungen wird unter Rückgriff auf Samuel Huntington vorgestellt, die Arbeiten des Soziologen Morris Janowitz dienen als Beispiel für einen inklusiven Ansatz. Speziell mit Blick auf Deutschland wird abschließend die Konzeption der Inneren Führung diskutiert. (ICE2)
Um die strukturellen Bedingungen und Zusammenhänge des Spannungsverhältnisses zwischen spätmodernen Demokratien mit ihren pluralistischen Werten und der Institution Militär mit ihrer hierarchischen Binnenstruktur und ihrem Gewaltpotenzial zu beleuchten, muss die militärsoziologische Analyse die Position des Militärs in Gesellschaft und Staat berücksichtigen. Der Autor geht daher zunächst auf die beiden demokratietheoretisch relevanten Konzeptionen des Liberalismus und des Republikanismus ein und diskutiert ihre inhaltliche Inkompatibilität bzw. Kompatibilität mit dem Militär. Er beschreibt anschließend die vorhandenen Ansätze zu den zivil-militärischen Beziehungen, die sich aus einer engen, exklusiven Sichtweise auf das Verhältnis von Militär auf der einen Seite und der gewählten zivilen Exekutive staatlicher Macht auf der anderen Seite richten. Er stellt hier insbesondere den alten Ansatz von Samuel Huntington und den neuen Ansatz von Peter Feaver vor. Die Beziehungen zwischen ziviler Gesellschaft und Militär können nach Ansicht des Autor jedoch nur aus einer breiten, inklusiven Perspektive hinreichend erschlossen werden. Hierbei geht es vor allem um die Frage nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Bedingungen für die Existenz von Streitkräften, denn die zivile Gesellschaft steht in politischer, sozialer, wirtschaftlicher, technologischer und kultureller Hinsicht in einer mehr oder minder starken Wechselbeziehung zum Militär. Als Beispiel für einen inklusiven Ansatz der zivil-militärischen Beziehungen wird deshalb die Position von Morris Janowitz vorgestellt. (ICI2)
Ziel des Beitrags ist es aufzuzeigen, wie Kultur als Analysekonzept zur Erfassung und Beschreibung des Wesens des Militärs fruchtbar gemacht werden kann. Ein kulturbezogener Analyseansatz ermöglicht es, die ungeschriebenen Gesetze des militärischen Feldes zu bestimmen. Die Verfasser stellen Ansätze aus den Bereichen Ethnologie und Soziologie vor. Jeder Abschnitt widmet sich aus der Sicht der entsprechenden Fachdisziplin zunächst dem Kulturkonzept im Allgemeinen und dann dem Konzept von Organisationskultur im Besonderen, um schließlich die Anwendbarkeit dieser Konzepte auf das Militär zu prüfen. Abschließend wird vergleichend erörtert, welche Erkenntnis leitenden Ergebnisse für die Untersuchung der Militärs die ethnologische und die soziologische Perspektive jeweils liefern können. (ICE2)
Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist es, das Konzept "Organisationskultur" auf seine Erklärungskraft für ein besseres Verständnis des Militärs als gesellschaftlicher Subkultur zu diskutieren. Die Autoren setzen sich hierzu mit dem militärsoziologischen Konstrukt der Militärkultur und dem Konzept der Organisationskultur kritisch auseinander. Daran schließt sich eine Erörterung der verschiedenen theoretischen Ansätze des Konzepts der Organisationskultur an, insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob und inwiefern das Konzept der Organisationskultur erkenntnisleitende Ergebnisse für die Untersuchung des Militärs liefern kann. Der Kulturbegriff wird zunächst aus ethnologischer Perspektive beleuchtet, da "Kultur" die Grundlage für die Begriffe "Organisationskultur" und "Militärkultur" darstellt. Ferner wird die Anwendbarkeit des Kulturbegriffs auf das Militär erörtert und eine soziologische Diskussion von Militärkultur angeschlossen, wozu insbesondere Pierre Bourdieus Theorie der sozialen Praxis herangezogen wird, welche Praxisformen und Praktiken ins Blickfeld der kultursoziologischen Betrachtung nimmt. Die Argumente für und wider das Konzept der Organisationskultur werden abschließend zusammengefasst und mit Blick auf das soziale Feld "Militär"' weitere Perspektiven für die Erforschung von (Militär-) Organisationen als soziokulturellen Gebilden formuliert. (ICI2)
The authors present the findings of ten years of research concerning binational military cooperation in the First German-Netherlands Corps, founded in 1995. The start of this binational corps was accompanied with some worries because the interaction between Germans and Dutch in the populations at large was not considered to run smoothly. The authors focus on a well-known hypothesis from intercultural theory, claiming that frequency of contact is likely to foster feelings of sympathy. The data demonstrate that during the ten years of study the servicemen and -women of both nations have converged in their feelings of sympathy toward one another; in addition, the general hypothesis is confirmed. Servicemen and -women of other NATO member states entering the corps's headquarters since 2003 may help to create a more international atmosphere, in which the integration model of cultural interaction (instead of the assimilation and separation model) stands relatively more chance of success.
Der Beitrag entwickelt ein Untersuchungsmodell für die Einsatzmotivation von Soldaten im Ausland. Unter den Bedingungen moderner Konflikte mit meist bürgerkriegsähnlichen Zuständen müssen auch die "klassischen" Prämissen zur Kampfmoral der Soldaten modifiziert werden. Die Autoren versuchen dies durch die theoretische Ausrichtung des Modells anhand von Annahmen der Rational-Choice-Theorie. Diese Neuerung ist geboten, da sich die bisherigen militärsoziologischen Studien zu stark auf die bloße Deskription empirischer Fakten beschränkten. Der vorgestellte Ansatz dient als Bezugsrahmen für das Forschungsprojekt "Auslandseinsätze der Bundeswehr im Rahmen von KFOR". Drei Bereich, die die Einsatzmotivation des einzelnen Soldaten beeinflussen, werden empirisch erfaßt: (1) individuelle Bedürfnisse; (2) dienstliche Belange; (3) Verhältnis zur Familie. (ICA)